laeufer

 

Die Mülheimer Brücke

 

 

 

Bericht

Manschaftskrampf in Pulheim,
oder die En Passant-Regel rettet den Punkt.

KSV-Bezirksliga am 10. November 2013
Pulheim 2 - SFM 3

... ein bebilderter Spielbericht von Andreas Decker.

Die Beruteilung, ob ein Mannschaftspunkt in Pulheim nun gewonnen, oder verloren wurde, soll anderen überlassen werden. Einerseits kann man angesichts der Umstände noch froh sein, andererseits wäre ein Gewinn gegen die nominell klar schwächer aufgelaufenen Pulheimer eigentlich Pflicht gewesen.

Die Voraussetzungen waren jedenfalls gut. Aufgestellt in guter Besetzung, mit genügend Autos und pünktlich unterwegs traten wir heute in Pulheim an. Das Spiellokal in einem alten Fachwerkhaus ist geräumig und gemütlich, Kaffee und Trinken vorhanden, man wurde freundlich begrüßt.

 Wir trafen alte Schachfreunde wieder; Andreas Laschewski bei Pulheim 1 spielend, freute sich, uns nach langer Zeit mal wiederzusehn.

So weit so gut.

Der Mannschaftskampf:

Nach 30 Minuten steht es auf allen Brettern weitestgehend ausgeglichen bis gut. Nur Hendrik hat gegen seinen sehbhinderten Gegner eine etwas gedrückte Stellung.

Alexsey wickelt neben mir nach ca. einer Stunde in ein für ihn vorteilhaftes Turmendspiel ab und verströmt das wohltuende Gefühl jetzt alles im Griff zu haben.

Ein Brett weiter steht Reinhard mindesten ausgeglichen bis gut, auch Jens und Volkmar haben ausgeglichene Partien bis dahin.

Volker hat Turm und 2 Bauern gegen 2 Springer getauscht, ich kann die Stellung nicht wirklich beurteilen.

Und Martin hat, ganz entgegen seinen sonstigen Gepflogenheiten, eine sehr geschlossene Stellung, zu der ich auch nicht viel sagen kann.

Die erste Entscheidung kommt durch Alexey. Er gewinnt einfach und stark das Turmendspiel. Ein Punkt für Mülheim.

In Martins Partie hat der Gegner eine Stunde und Martin 20 Minuten für die ersten 10 Züge verbraucht. Martin hat seine schwarze Dame nach h6 bugsiert und ich frage mich, was sie dort will. Aber 5 Züge später opfert Martin einen Springer auf h2 und gewinnt direkt im Anschluss daran einen Bauern auf g3. Danach folgt noch ein Scheinopfer auf f4, welches weitere Stellungvorteile mit sich bringt. Schön ist, dass, erst wenn 3x auf f4 abgetauscht würde, dann eine große Springergabel alles vorher geopferte Material bei guter Stellung zurückgewinnt.

Ich selbst bin zwar gut aus der Eröffnung gekommen, weiß aber nicht recht wie's weitergehen soll. Ich setze zu einer Kombination an, biete aber damit bei der Parade des Gegners den Damentausch an. Danach lasse ich sehenden Auges zu, dass mir mein Gegner noch einen Doppelbauern auf e6, e5 verpasst und ich realisiere, dass auf Gewinn spielen jetzt schwierig wird.

Auf die anderen Bretter geschaut sieht es bei Reinhard immer noch gut aus, bei Jens ist immer noch alles ausgeglichen und Volkmar hat plötzlich einen gedeckten Freibauer auf d5.

Hendrik steht allerdings schon schwer unter Beschuss. Ohne Rochade, mit stark gelockertem Königsflügel und der konzertierten Kraft von Dame, Läufer, Turm  und Bauern ausgesetzt. Und Volker sieht sich unter zeitlicher Berdrängnis einem Aufmarsch von 3 Damenflügelbauern ausgesetzt, welche sich von  ihren Schwerfiguren unterstützt unaufhaltsam auf die erste Reihe zubewegen.

Volkmar hat kurz darauf den Faden verloren und sich den schönen d5 durch eine Anfängerkombination wegnehmen lassen. Des Gegners Dame steht auf d8, der Läufer auf e7 und der Springer auf f6. Nach Läufer g5 schlägt der Springer auf d5 und der Läufer auf e7 greift Volkmars Läufer auf g5 an. Der schlägt auf e7, der Springer auf d5 schägt zurück und der schöne Freibauer ist weg.

Dafür hat der Gegner von Reinhard gerade einen Fehler gemacht und praktisch einen kompletten Spriger weggestellt.

In dieser Phase glaube ich fest an unseren Sieg, auch wenn ich selbst nur ein mageres Remis erreichen sollte.

Die nächsten Ergebnisse:

Martin hat klar Schiff gemacht, mit viel Druck und schönem Spiel seine Gegner zur Aufgabe gezwungen. Zweiter Punkt für Mülheim.

Hendrik Stellung hat dem Beschuss des Gegners nicht mehr standhalten können. Erster Punkt für Pulheim.

Bei mir ist mittlerweile die h-Linie geöffnet worden und mein Gegner bietet mir Remis. Obwohl ich wenig Angriffsaussichten habe und obwohl mir mein  Doppelbauer immer schwächlicher erscheint, teile ich meinem Gegner höflich mit, dass ich noch ein wenig weiter zu spielen gedenke.

Kurz darauf und nur wenige Züge nach seinem Springergewinn stellt Reinhard einen ganzen Turm weg.

Volker muss sich den anmarschierenden Bauern nach der Zeitnotphase geschlagen geben. Zweiter Punkt für Pulheim.

 Reinhard rettet sein Spiel in ein Remis. 2.5:2.5.

Volkmar hat an Brett 1 weiter Federn lassen müssen und eine Qualität verloren.

Ich weiß also, ich muss etwas tun, aber wie? Nach Generalabtausch der Türme kann ich zwar das Remis vielleicht halten, aber von Gewinn ist rein gar nichts zu sehen.

Um es vorauszuschicken, ich gewinne meine Partie.

Volkmar verliert anschließend seine Partie. 3.5 zu 3.5.

Und so lastet der Druck der entscheidenden Partie auf unserem jungen Mannschaftsführer Jens. Er hat das Doppelturmendspiel gut behandelt, dann einen Bauern gewonnen und einen Turm abgetauscht.  Dann gewinnt er auch noch einen zweiten Bauern, aber hängt mit seinem König auf der achten Reihe fest. Sein Turm braucht mindestens 2 Züge, um wieder am Spielgeschehen teilzunehmen, derweil sein Gegner mit König und Turm Mattdrohungen aufstellt. Trotz zweier Mehrbauern ist die Stellung nicht ganz leicht, was die kontroversen Ansichten der Kiebitze beweist. Eine Ungenauigkeit - und der Sieg ist verspielt. Der Gegner erobert einen Bauern zurück und sichert sich damit das Remis.

4:4. Was für ein Mannschaftsk(r)ampf!

Und was ist jetzt mit der En Passant-Regel?

Nach 35 Zügen, der weiße König hat gerade den letzten Turm auf h1 geschlagen, habe ich mit Schwarz am Zug die folgende Stellung erreicht. Der Gegner fragte freundlich, ob ich noch immer Lust habe weiterzuspielen, und ich sagte, dass ich darüber gerade nachdächte.

Das Einzige, was mir noch etwas zu versprechen schien, war b4-b3. Die Antwort c2-c4 würde sofortiges Remis erzwingen, aber hatte ich Alternativen? Mir fiel spontan ein, dass die En Passant-Regel nach c2-c4 natürlich nicht anzuwenden ist und zog daraufhin mit selbstbewusstem Auftreten b4-b3.

Und - der Gegner hat auf b3 zurückgeschlagen! Von c2-c4 hatte er Abstand genommen, weil er fälschlicher Weise vermutete ich könne dann En-Passant schlagen! Ich gewann die Partie und so rettete die En-Passant-Regel einen Mannschaftspunkt.

Nach so einem Tag kann man nur weiter nach vorn schauen, als Resümee ziehen, dass wir bis jetzt erst einen Punkt abgegeben haben in dieser Saison, und weiter kämpfen können, oben mit zu spielen.

Die Bilder des Berichts befinden sich auch im Fotoalbum

10. November 2013 / Andreas Decker

  laeufer